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Der "arbeitende" Siberian Husky

 

 

 

Im Folgenden wurde der Text größtenteils der Webseite des bekannten "Reeboks-Kennels" von Peter Kick entnommen. Da Peter allerdings inzwischen nicht mehr in der Siberian Husky Zucht und im Schlittenhundesport aktiv ist, besteht die Gefahr, dass die Webseite demnächst inaktiv ist. Insofern möchte ich auf die wertvollen Auszüge aber nicht verzichten. Hier sind diese ursprümglich zu finden: http://www.reebooks-kennel.de/Hunde/hunde.htm

 

Wozu ist das interessant? Weil Peter Kick sehr gut darstellt worum es im Wesentlichen beim Siberian Husky geht und dass heute fast ausnahmslos alle guten Sprint- und Mid-Distance Linien auf Zero zurückgehen....so auch unsere eigenen Hunde !

 

 

Eigenschaften des Siberian Husky

 

Der Siberian Husky ist freundlich, sanft und aufgeschlossen. Würde, Reife und auch ein gewisses Maß an Reserviertheit kennzeichnen den erwachsenen Hund. Er zeigt weder die besitzenden Qualitäten eines Wach-hundes noch zeigt er aggressives Verhalten dem Menschen gegenüber. Zum Wach- oder Schutzhund ist er daher nicht befähigt. Auch zum Begleithund eignet er sich kaum.

Aufgrund seiner Eigenständigkeit, seiner Freiheitsliebe und Neugier ("outgoing") sowie seinem besonders stark ausgeprägten Jagdtrieb (den er auch mit außerordentlich gutem Erfolg einzusetzen weiß) ist er nicht leicht zu erziehen. Bei Spaziergängen in Wald und Flur sollte man ihn daher nie von der Leine lassen und die Umzäu-nung des Gartens bzw. des Zwingers sollte in jedem Fall ausbruchsicher gestaltet sein. Die Erziehung muß von Anfang an ernsthaft und konsequent mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen betrieben werden. Wichtig dabei ist, ein Hund kann nur das lernen, wozu er auch von seinen Wesen her in der Lage ist. Der Siberian Husky wird sich nie bedingungslos unterordnen.

 

Seinem enormen Bewegungsdrang bzw. Laufhunger kann eigentlich nur im Sport genüge getan werden, sei es nun im Freizeit- oder im Hochleistungssport. Wie alle Schlittenhunde, ist der Siberian Husky vom Ursprung her ein Arbeitshund und als solcher sollte er auch erhalten und eingesetzt werden. Erst der verantwortungsvolle Einsatz im Sport bietet den laufhungrigen Huskies ein artgerechtes Zuhause.

 

 

Hat der Siberian Husky als Racing-Dog noch eine Zukunft?

 

Beginnend in den frühen dreißiger Jahren setzte sich der Siberian Husky im Schlittenhundesport immer mehr durch und ersetzte in den 50igern und frühen 60igern allmählich die populären Mischlinge in den Gespannen erfolgreicher Musher, wohlgemerkt gegen Quebec-Hounds und Greyhound-Mischlinge! In ihrer Glanzzeit (bis 1968) dominierten die SHs alle anderen „Rassen“.

 

Der Trend hat sich nun total umgekehrt und zur Zeit sind nur noch sehr wenige SHs in Weltklasse-Teams zu finden. Das faszinierende Erscheinungsbild des Siberian Husky wurde ihm zum Verhängnis. Denn das genetische Reservoir der Fellfarben und –muster bot ein weites Feld für die Zucht attraktiv aussehender Hunde und führte innerhalb kurzer Zeit zu einer Umorientierung der Zucht vom „Arbeitshund“ zum „Vorzeigehund mit Schlittenhundeahnen“, dem sogenannten Show-Dog. Die schönen Exoten mit der wilden Vergangenheit beherrschten nun die Ausstellungen anstelle der Rennen und fanden sowohl Publikum als auch Käufer. Mit der nahezu ausschließlich auf äußerliche Merkmale beruhenden Zuchtauswahl verschwanden so in den folgenden Jahren fast unbemerkt viele Eigenschaften, die den Schlittenhund ausmachen. Dr. R. Lombard bemerkte hierzu sehr treffend: „Eine der wichtigsten Eigenschaften eines guten Schlittenhundes kann man nicht sehen, nicht fühlen und nicht messen. Ohne sie jedoch verliert der Hund seinen Wert und den Bezug zu seiner Herkunft. Diese Eigenschaft heißt Leistungsbereitschaft oder Härte und buchstabiert sich MUMM. Unglücklicherweise läßt sich diese Eigenschaft eines Hundes oder einer Linie nur im Feuer großer Rennen testen. ... Unglücklicherweise braucht man auch nur sehr wenige Generationen auf diese Selektion zu verzichten, damit diese Eigenschaft verloren geht.“ Erst Mitte der 80er gab es in den USA vom Siberian Husky Club of America unterstützte Bestrebungen, gemachte Fehler zu korrigieren. So wurde an den Ausstellungen eine spezielle „Sled Dog Class“ kreiert um auch Siberian Huskies vom „Arbeitstyp“ wieder Siegerchancen zu geben und in einem „Siberian Husky Performance Evaluation Project“, kurz „SEPP“ genannt, versucht man Spitzenarbeitstiere wieder systematisch für die Zucht der Rasse zu erfassen.

 

Leider wurden in Mitteleuropa dieselben Fehler in ähnlicher Weise wiederholt. Der Siberian Husky wird inzwischen auch hier in zunehmenden Maße von Leuten gehalten, die in ihm nur ein Schmuckstück sehen mit dem man auf der Straße auffällt oder etwas Trapperromantik in der Großstadt erleben will, aber nie im Leben daran denken, mit ihm ernsthaft Schlittenhundesport zu betreiben. Diese Entwicklung wurde von vielen sportlich interessierten Liebhabern und Züchtern des schnellsten registrierten Schlittenhundes als unbefrie-digend empfunden und führte in Deutschland 1991 unter der Federführung von Dr. Dieter Dolif schließlich zur Gründung des Siberian Husky Club Deutschland e.V. (SHC). Dieser ist zur Zeit der einzige Zuchtverein weltweit, der für die Zuchtzulassung des Siberian Husky einen Arbeitsnachweis fordert. Dass der SHC auf dem richtigen Weg ist, zeigen seine zur Zeit über 350 Mitglieder, unter denen sich fast alle erfolgreichen deutschen Schlittenhundesportler befinden.

 

Obwohl ich mich am meisten zum Siberian Husky hingezogen fühle, bewundere ich doch jeden Hund der seine Arbeit vor dem Schlitten mit Freude tut. Die Zucht der Alaskans und Hounds hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt und Top-Schlittenhunde hervorgebracht. Es ist ein Erlebnis diese Hunde laufen zu sehen, ihre enorme Geschwindigkeit, Kraft und Athletik sowie auch ihr ausgeprägter Arbeitswille und die besondere Lauffreude. So habe ich auf den EM 1994-98 und der WM 97 Open-Teams gesehen die selbst am dritten Renntag noch so schnell und freudig ins Ziel kamen, wie sie am ersten Tag aus dem Start gegangen waren. Was dort von einigen SH-Teams (zumeist schlecht trainiert und überfettet) geboten wurde, war dagegen ein Trauer-spiel. Insbesondere die Hunde von Egil Ellis (Schweden) und Hege Ingebrigtsen (Norwegen) haben mich sehr beeindruckt.

Der Siberian Husky ist sicherlich nicht das Non-Plus-Ultra im Schlittenhundesport, vor allem nicht im Sprintbereich. Die Rassehundezucht hat immer seine vom Standard vorgegebenen Grenzen. Hier hat mix-breeding ganz andere Möglichkeiten. Jeder Typ von Schlittenhund hat seine Vor- und auch seine Nachteile. Daher sollte sich jeder den Hund aussuchen, der ihm liegt und der zu seinen Vorstellungen paßt. Beim Siberianmusher überwiegt ganz klar die Liebe zu einer Rasse, die Tausende von Jahre alt ist und einst Schlittenhundegeschichte geschrieben hat. Aber auch in Bezug auf ihre heutigen Leistungen im Schlittenhundesport brauchen sie sich nicht zu verstecken. In den letzten Jahren hat in Deutschland die Zahl an wirklich guten und leistungs-orientierten Siberian Husky Teams bedeutend zugenommen und die Erfolge der zuvor aufgeführten Top-Teams zeigen, dass es überhaupt keinen Grund dafür gibt, sich mit Siberians aus dem Welt-Schlittenhundesport auszugrenzen.

 

Als Wolfsfan und Hundenarr mag ich natürlich (fast) alle Hunde, aber für mich persönlich ist der Siberian Husky einfach der schönste Hund schlechthin, nicht nur wegen seines noch relativ ursprünglichen und attraktiven Aussehens, sondern auch gerade aufgrund seines noch recht natürlichen und wilden Charakters. Dafür nehme ich auch gern die schwierigere Haltung und das anstrengendere Handling dieser Hunde in Kauf. Ich liebe die Natur, den Winter, die Kälte und den Schnee und hierzu paßt für mich naturgemäß nur ein Schlittenhund mit nordischem Aussehen. Mit meiner ausgeprägten Zuneigung zu dieser Rasse bin ich nicht allein, wie die vielen Siberianmusher zeigen. Nach wie vor gibt es in Deutschland im aktiven Schlittenhundesport weitaus mehr Musher die mit Siberians als mit Mischlingen oder rassereinen Jagdhunden fahren. Darüber sollten diejenigen, die immer noch aus dummer Intoleranz die Siberianmusher verspotten, mal nachdenken.

 

 

Der Ursprung der ZERO-Linie

 

Anfang der 60er Jahre startete Harris Dunlap – ZERO Kennel – mit einem Gespann reinrassiger Siberian Huskies, dies waren Hunde von Wheeler, Shearer und McFaul, also durchweg Seppala Siberians.

Die beiden wichtigsten Hunde, die Dunlap aus seinen Ursprungshunden züchtete, waren Zero’s Three Spots und Zero’s Rena, die Eltern des berühmten Zero’s Bumper, mit dem Dunlap extrem viel züchtete und somit als Stammvater der Zero-Siberians angesehen wird. Eines von Dunlaps Zuchtprinzipien war: auf Top-Hunde stark inzuzüchten bzw. seinen Typ Hund konsequent durch Inzucht zu fixieren. Bumper ging später an Ole Björkheim nach Norwegen und wurde über 16 Jahre alt. Andere bedeutende Zero‘s gingen nach Schweden, wie die Rüden Dargo und Cider und die Hündin Milky Way. Ingvar de Forest (Snowtrail Kennel) machte mit Cider und Milky Way einen Wurf, aus dem 6 Welpen hervorgingen. Vier davon wurden nach Norwegen verkauft, Svea an Einar Kristen Aas, Zero an Geir Martinsen, Harris an Magnar Aasheim und Freya an Kjetil Hillestad. Dies ist der Beginn einer erfolgreichen Zero-Nachzucht in Norwegen, die hier nicht nur in Sprintrennen erfolgreich gefahren wurden, sondern auch im Distanzbereich. So gewann Stein Havard Fjestad mit einem reinen Zero-Team mehrfach das FinnmarkslÝpet. Dunlap selbst fand seine Siberians zu langsam und entdeckte Alaska mit seinen schnellen mix-breedings. Ab 1967 begann er seine Zucht dreigleisig anzulegen und züchtete neben reinrassigen Siberian Huskies auch polar-type Alaskans (Alaskans mit nordischem Typ) und hound-type Alaskans (mit Jagdhundblut). 1990 schreibt Dunlap: “Wir haben zur Zeit 159 Hunde, davon sind nur 27 Hunde Siberians mit AKC-Papieren. Wie alle Hunde, die hier stehen, müssen die Siberians die gleichen Qualitäten erreichen, die für uns ein Spitzen-Schlittenhund ausmacht. ... Ich bin am Siberian Husky als ingezüchteter Linie/Rasse interessiert, weil der Siberian Husky für meine Zucht das ist, was das Araber-Pferd für die meisten gegenwärtigen Arbeits-Pferde-Rassen ist. ... Leistungsstarke Siberians sind selten und nur wenige sind am Limit getestet. In der Tat bin ich wohl jetzt der einzige, der einige reinrassige Siberian Huskies in einem offenen Gespann der Spitzenklasse fährt.“ Bei den Siberians konzentrierte er sich auf die Nachzucht von Zero’s Milky Way II, Zero’s Rory und Zero’s Brew. Diese Hunde liefen alle in Dunlaps North American Championchip Team, zuletzt auch die 1988 geborene Hündin Zero’s Mixer.

 


Literatur:

Douglas W. Willett: The Seppala Siberisan (1986)

Dr. Detlef Oyen: Die Zero Story (1996)

 

 

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